Warum traumasensible Beratung für psychosoziale Berater:innen unverzichtbar ist

Von der Selbstdisziplin zur Selbstführung

Als psychosoziale Berater:innen begleiten wir Menschen durch innere Krisen, komplexe Lebensentscheidungen und emotionale Belastungen. In dieser Begleitung geht es nicht nur darum, Lösungen zu finden – sondern auch darum, sicherzustellen, dass sich Klient:innen in ihrer Ganzheit gesehen, verstanden und emotional sicher fühlen. Genau hier setzt die traumasensible Beratung an.

Die Fähigkeit zur Selbstführung – lange Zeit als Ausdruck von Disziplin und Willensstärke verstanden – erfährt in der modernen psychosozialen Praxis eine tiefere, ganzheitlichere Dimension. Sie umfasst nicht nur das aktive Steuern des eigenen Verhaltens, sondern auch die achtsame Wahrnehmung und liebevolle Integration innerer Anteile. Eine traumasensible Herangehensweise ist dabei nicht nur hilfreich – sie ist essenziell.

Trauma als verborgener Einflussfaktor in Beratungssituationen

Viele Klient:innen bringen – oft ohne es zu wissen – unverarbeitete traumatische Erlebnisse mit in den Beratungsprozess. Diese wirken häufig verdeckt, aber stark auf ihr Verhalten, ihre Beziehungen und ihr Selbstbild ein. Nicht integrierte Anteile des sogenannten inneren Teams äußern sich etwa in Selbstsabotage, innerer Zerrissenheit oder emotionaler Überforderung.

Wer hier rein lösungsorientiert arbeitet, übersieht mitunter die eigentlichen Ursachen. Traumasensible Beratung bedeutet daher, Symptome nicht vorschnell zu „beseitigen“, sondern sie als Ausdruck tieferer, verletzter innerer Dynamiken zu verstehen.

Die zwei Ebenen traumasensibler Kompetenz

  1. Erkennen und Verstehen von Trauma bei Klient:innen

Eine traumasensible Haltung ermöglicht es Berater:innen,

  • feinfühlig wahrzunehmen, wann emotionale Reaktionen traumatischen Ursprungs sind,
  • Abwehrmechanismen wie Dissoziation oder Projektion zu erkennen und
  • Räume emotionaler Sicherheit zu schaffen, in denen sich innere Anteile zeigen und integrieren dürfen.

Methoden wie somatische Teilearbeit, das Arbeiten mit dem inneren Team oder traumasensible Interventionen aus dem NLP bieten dafür wirkungsvolle Zugänge.

  1. Reflexion der eigenen Trigger als Berater:in

Gerade in tiefgehenden Beratungsprozessen werden wir auch als Berater:innen immer wieder mit unseren eigenen Themen und alten Verletzungen konfrontiert. Traumasensible Beratung verlangt daher auch eine hohe Selbstwahrnehmungs- und Selbstreflexionskompetenz. Wo triggert mich das Verhalten meines Gegenübers? Wo reagiere ich über, ziehe mich zurück oder werde besonders kontrollierend? Wo projiziere ich meine eigenen Themen auf meine Klient:innen?

Diese Meta-Kompetenz ist Teil einer positiven Selbstführung: Nur wer sich selbst gut führt, kann andere sicher begleiten.

Warum das relevant ist – für dich als Berater:in

  • Du arbeitest nachhaltiger, tiefer und wirksamer.
  • Du vermeidest Re-Traumatisierung und unbewusste Eskalationen.
  • Du stärkst die Selbstführungskompetenz deiner Klient:innen – nicht nur auf Verhaltensebene, sondern in ihrer inneren Struktur.
  • Du schützt dich selbst vor emotionaler Erschöpfung oder Überforderung.

Traumasensibilität ist kein „Zusatzangebot“, sondern eine Haltung. Sie macht den Unterschied zwischen Symptombehandlung und echter Transformation.

Fazit: Traumasensible Beratung ist professionelle Selbstführung

Die Integration verdrängter innerer Anteile erfordert Mut, Geduld und eine sichere Begleitung – sowohl für Klient:innen als auch für uns selbst. Wer als psychosoziale:r Berater:in traumasensibel arbeitet, verbindet fachliche Kompetenz mit menschlicher Tiefe.

Wenn wir also als Berater:innen lernen, unsere eigenen inneren Teams so zu führen, wie wir es als Kind gebraucht hätten, begleiten wir andere nicht nur professionell – wir sind auch glaubwürdige Vorbilder für gelebte Selbstführung.

Wichtig ist es dabei die Grenzen der rechtlichen Möglichkeiten zu wahren. Therapeutische Arbeit an Traumata gehört am Ende des Tages in erfahrene Hände von Psychologinnen und Psychologen oder Psychotherapeuten. Das Erkennen, wann es so weit ist, setzt aber auch in unserem Betätigungsfeld eine hohe Traumasensibilisierung voraus.

Möchtest du mehr über traumasensibles Arbeiten als psychosoziale Beraterin / psychosozialer Berater erfahren oder deine alten Muster besser verstehen? Ich stehe dir gerne als Berater:in zur Verfügung.

Kontaktdaten:

Dr. Elena Scherschneva, MA
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