Fremdgehen – Salz oder Haar in der Suppe?
Unser Erleben von „Untreue“ und „Fremdgehen“ ist stark von unseren meist kulturell geprägten Vorstellungen und Bewertungen abhängig. Tatsache ist, dass es in der heutigen Welt nach wie vor Kulturen gibt, wo es akzeptiert ist oder als normal gilt, wenn ein Mensch zu mehreren Personen des anderen Geschlechts gleichzeitig sexuelle Beziehungen unterhält. Auch bei uns gibt es verschiedene Konzepte des miteinander Lebens. Sehr oft hat unser Erleben von Untreue, Seitensprüngen und Fremdgehen sehr viel damit zu tun, wie wir diesen Vorgang persönlich bewerten. Das Ergebnis kann von Menschen zu Menschen sehr verschieden ausfallen, manchmal kann ein gemeinsames Essen intimer wahrgenommen werden als ein sexuelles Abenteuer.
Oft sind auch unsere Erwartungen und Vorstellungen von Liebe überzogen, so dass zwangsläufig Unzufriedenheit entstehen muss, weil Vorstellung und Wirklichkeit nicht zusammenpassen. Wahrheit ist auch, keiner von uns kann es seinem Partner ermöglichen, alle seine Wünsche und Träume in ein und derselben Beziehung auszuleben.
Vielfach wird beim Eingehen einer Beziehung vom Gegenüber erwartet, dass dieser weiß, welche Wünsche und Bedürfnisse man hat. Wirklich geredet über die eigenen geheimen Wünsche wird nicht. Anfangs nicht, um die neue Beziehung nicht zu gefährden, später ist der „richtige Zeitpunkt“ einfach nicht da. Und Gedankenlesen ist noch kein Fach in unseren Schulen. Die Bedürfnisse bleiben aber.
So können wir uns gegenseitig in der Regel immer nur in bestimmten Hinsichten „ermöglichen“. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum wir lebenslang „anfällig“ bleiben, von weiteren Beziehungen (potenziellen Partnern) angezogen zu werden. Denn die Hoffnung, sich bislang unerschlossene Potenziale und Erlebnismöglichkeiten doch noch zu eröffnen, hält lebenslang an.
Tatsache ist, dass die Welt nach dem Fremdgehen eine andere ist als vor dem Fremdgehen.
Viele Paartherapeuten raten dazu, einmalige „versehentliche“ Ausrutscher eher nicht dem Partner zu beichten. Für eine (durchaus hilfreiche!) „Beichte“ sollte man sich lieber einen unabhängigen Ansprechpartner – zum Beispiel Lebensberater*innen – suchen. Ebenso sollte sich der/die „Betrogene“ überlegen, seine/ihre Erfahrung und Verunsicherung im geschützten Rahmen zu besprechen.
Und dann gibt es noch die Paartherapie.